Zu Guttenberg: Wälder müssen an Klimawandel und Wetterextreme angepasst werden
vom: 16.03.2017
Deutscher Wetterdienst stellt Klimabilanz 2016 vor / Trockenheit und Starkregen setzten im vergangenen Jahr auch Waldeigentümern zu / Waldbau muss sich auf zunehmende Unwetter einstellen
Morgen (Dienstag) stellt der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine Klimabilanz für das Jahr 2016 vor. Anlässlich dessen warnte der Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, Philipp zu Guttenberg, vor den Auswirkungen von Wetterextremen wie Trockenheit und extremen Niederschlägen, die auch im vergangenen Jahr zu erheblichen Schäden in den Wäldern geführt haben. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den Wäldern mittlerweile deutlich sichtbar“, sagte zu Guttenberg. „Auch im vergangenen Jahr hatte die Forstwirtschaft infolge der Trockenheit große Probleme mit Schädlingen und – gerade im Süden des Landes – auch mit den Folgen von Überschwemmungen“.
Der Präsident fordert daher die Bundesregierung auf, die Forstwirtschaft und die Waldeigentümer bei der Anpassung der Wälder an den Klimawandel in den Fokus zu nehmen. Dazu zähle die Unterstützung im Waldbau etwa bei der Anpflanzung klimatoleranter Baumarten wie Douglasie oder Roteiche sowie die Erleichterung bei der Anwendung von Pflanzenschutz als ultima ratio bei der Schädlingsbekämpfung. „Unsere Entscheidungen müssen nachhaltig sein. Bäume, die wir heute pflanzen, müssen auch in 50 oder 100 Jahren dem Klima standhalten“, so der AGDW-Präsident.
Die nachhaltige Forstwirtschaft trägt zum Klimaschutz bei und muss sich gleichzeitig auf die Auswirkungen des Klimawandels einstellen: So haben anhaltende Trockenheit, Hitze und ein milder Winter 2015/16 auch im vergangenen Jahr in vielen Wäldern Deutschlands zu erheblichen Problemen mit Schädlingen geführt. In Südbrandenburg etwa werden erhebliche Fraßschäden durch die Kiefernbuschhornblattwespe verzeichnet. Rund 18.000 Hektar Kiefernbestände sind beschädigt oder gänzlich kahlgefressen. Auch in Bayern – etwa rund um Ingolstadt – hat der Befall durch Borkenkäfer zugenommen. Neben dem milden Winter hatte die gravierende Trockenheit im Sommer 2015 zur Schwächung der Wälder beigetragen. „Der Trockenstress ist eine große Gefahr für unsere Wälder, er kann zum Kahlfraß ganzer Landstriche führen“, warnte zu Guttenberg.
Er forderte die Bundesregierung auf, klimatolerante Baumarten wie die Douglasie, die Roteiche und die Küstentanne endlich von einer „schwarzen Liste“ zu nehmen und die Waldbauern bei der Anpflanzung dieser Baumarten zu unterstützen. Zu Guttenberg: „Die Forstwirtschaft in Deutschland muss sich auf die Zunahme von Wetterextremen einstellen, wenn sie auch in Zukunft für ihre Wettbewerbsfähigkeit und für stabile Wälder sorgen soll“.
Eine weitere wichtige Maßnahme sei die Verkürzung von Zulassungsverfahren für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: Hier hat die EU-Kommission in einem kürzlich veröffentlichten Bericht den deutschen Behörden ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Statt der vorgegebenen 120 Tage hatten sich die zuständigen Behörden durchschnittlich 757 Tage Zeit genommen. „Bis an dieser Stelle Entscheidungen fallen, sind unsere Wälder kahlgefressen“, kommentierte zu Guttenberg diesen Bericht. Er wies darauf hin, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eine ultima ratio sei. Aber: „Wer die Verpflichtung zum Walderhalt ernst nimmt und Wälder vor hartnäckigen Schädlingen schützen möchte, kommt um den Einsatz von Pflanzenschutz nicht herum“, so der Präsident.
Zu den Wetterextremen, die der Forstwirtschaft im vergangenen Jahr zugesetzt haben, zählen auch Überschwemmungen. Im Mai und Juni führten starke Regenfälle gerade in Niederbayern zu Beschädigungen von forstwirtschaftlich genutzten Flächen, von denen auch Waldbauern betroffen waren. Zu Guttenberg: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch für die Waldeigentümer von vielfältiger Art. Es wird höchste Zeit, dass es Rückenwind gibt bei der Anpassung des Waldbaus an den Klimawandel.“