Interview der Zeitschrift Deutscher Waldbesitzer
mit Dr. Markus Hecker
DW: Was war Ihre Intention des Waldfestes Ende Mai in Lüneburg?
Hecker: Wir haben uns bewusst die Stadt Lüneburg ausgesucht, weil wir mit der waldfernen Bevölkerung ins Gespräch kommen wollten. Lüneburg ist Universitätsstadt,
dort leben zudem viele Menschen, die in Hamburg arbeiten.
Der Bezug zu Wald und Natur ist anders als der z. B. in Uelzen.
Auf der anderen Seite haben wir mit „Klimaschutz durch Forstwirtschaft“ ein Thema gewählt, das gerade die Städter interessiert.
Über die Medien sind die Klimaschutzkonferenzen von Paris und Marrakesch noch in den Köpfen präsent.
Wir wollten den großen Beitrag unserer nachhaltigen Forstwirtschaft zum Klimaschutz deutlich machen.
Und die dauerhafte CO2- Bindung durch die Nutzung des Waldes und die Verarbeitung seiner Produkte
– im Gegensatz zur CO2-Freisetzung durch verrottendes Holz in einem Urwald – herausstellen.
DW: Wie kam das Waldfest bei der Bevölkerung an?
Hecker: Überall dort, wo es um Mitmach-Aktionen ging, war der Andrang sehr groß.
Zudem waren die einzelnen Botschaften simpel. Ein Beispiel: An einem Stand sollten die Besucher 500 g Holz von einem Stamm absägen
– parallel dazu habe ich moderiert, dass diese Holzmenge nötig ist, um den CO2-Ausstoß von 3 bis 5 km Autofahrt zu kompensieren.
Hier gab es große Augen und erstaunte Gesichter.
DW: Vor der Bundestagswahl steht der ländliche Raum bei den Parteien ganz oben auf der Agenda.
Welchen Beitrag leisten die Waldmärker zur Belebung des ländlichen Raums?
Hecker: Wir leben und arbeiten in einer sehr strukturschwachen Region.
Da sind die über 40 Arbeitsplätze, die die Waldmärker zur Verfügung stellen, schon sehr wichtig.
Darüber hinaus sind wir Motor der Holzmobilisierung – soweit mir bekannt ist, haben wir im Norden Niedersachsens einen der im Vergleich zum Zuwachs höchsten Holzeinschläge.
Das schafft wertvolle Rohstoffe, Wertschöpfung und Familieneinkommen und unterstützt regionale Wirtschaftskreisläufe.
Die gesamte Branche muss nun daran arbeiten, dass diese Leistungen, die auch andernorts erbracht werden,
die notwendige Aufmerksamkeit erfahren. Wir können hier nur lokal wirken, jedoch auch Beispiele liefern.
DW: Mit welchen Worten würden Sie einem urbanen Bürger die Stärken der Waldwirtschaft beschreiben?
Hecker: Ich glaube, an dieser Frage scheitern die meisten Versuche zur Öffentlichkeitsarbeit.
Es sollte uns Waldeigentümern und Förstern schwerfallen, dem Bürger in wenigen Sätzen die forstliche Welt erklären zu wollen.
Denn das Thema ist einfach zu komplex. Aus diesem Grunde haben wir uns in diesem Jahr ein ganz eng gefasstes Thema ausgesucht:
den Klimaschutz, die CO2-Bindung. Daran können wir argumentieren, Beispiele geben, Berührungspunkte aufzeigen, Verständnis wecken.
Nur ein geernteter Baum, der nachfolgend verarbeitet und dauerhaft verwendet wird, bindet CO2. Keep it simple.
Und in einer weiteren Aktion würde ich ein neues Thema aufbereiten und wiederum versuchen, klarzumachen,
dass die Holzernte als wesentlicher Bestandteil der Forstwirtschaft Gutes tut: Wald – natürlich nutzen!
Parallel zu den Hauptbotschaften muss dann auch erwähnt werden, dass wir den Wald im Einklang mit der Natur nutzen –
natürlich nutzen.
DW: Gibt es im nächsten Jahr wieder ein Waldfest?
Hecker: Das steht noch nicht fest. Eine Kampagne wie diese kostet viel Geld.
Wir haben die Mitglieder informiert und motiviert, als Multiplikatoren zu wirken,
haben Leitfäden als Kommunikationshilfe entwickeln lassen, haben seit März stille Botschaften auf Bannern in der Region platziert,
wir wirkten über Bierdeckel in den Kneipen Lüneburgs, haben eine Postwurfsendung an alle Haushalte der Stadt aufgegeben
und in Vorbereitung des Waldfestes die Bäume der Innenstadt sprechen lassen.
Und im Herbst soll das Waldfest über eine geführte Radtour zum Harvester nachbereitet werden.
In den internen Diskussionen unserer Gremien wird wahr- genommen, dass die Branche allseits beklagt,
es gäbe zu wenig (erfolgreiche) Öffentlichkeitsarbeit.
Jetzt aber gibt es das Angebot an andere Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse,
unser bestehendes und ausgearbeitet Konzept für ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen und damit kostengünstig wichtige Botschaften zu verbreiten.
Wir haben ein großes Event-Zelt, Beachflags, Schautafeln mit gut aufbereiteten Sachinformationen und ein fertiges Konzept,
das wir gerne an Dritte weitergeben. Unsere Gremien werden im Herbst zu einer Evaluierung zusammenkommen und dann über einen möglichen Auftritt in 2018 beraten.
Vom eher allgemeinen Thema Klimaschutz kommend, könnten wir dann den Bereich „Wirtschaft“ in den Fokus nehmen: Rohstoffe, Arbeitsplätze, Wertschöpfung, Familieneinkommen.
Aber das muss erst noch beschlossen werden.
DW: Bei den zahlreichen Aktivitäten im Vorfeld und während des Waldfestes: Haben die Waldmärker dieses Projekt alleine gestemmt?
Hecker: Das Waldfest am 28. Mai war tatsächlich die Plattform für unsere Waldeigentümer.
Diese mussten sie nutzen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Daher war auch niemand aus dem Büro eingebunden,
um den Tag an deren Stelle zu gestalten. Und das hat hervorragend geklappt!
Aber in der Vorbereitung unserer Aktionen haben wir eine Vielzahl helfender Köpfe und Hände in Anspruch genommen.
Die Ideen für die Bausteine unserer Kampagne wurden nach unseren Vorgaben von einer Agentur entwickelt und umgesetzt
– 2016 hat eine Arbeitsgruppe aus den Reihen unserer Mitglieder festgelegt,
welche Botschaften wir vermitteln wollen und welche Elemente der Umsetzung es geben sollte.
Und das Eventmanagement wurde von der Vielfalt Wald GmbH, einer Tochtergesellschaft der AGDW – Die Waldeigentümer, übernommen.
Solch ein Projekt lässt sich ehrlicher- weise nicht neben dem Tagesgeschäft abwickeln.
Das Waldfest selbst fand zudem viele interessierte Mitstreiter:
Vom Verband der Forstbaumschulen über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen,
das Sägewerk HMS und den Zimmereibetrieb Schenk war die gesamte Breite der Verarbeitungskette mit eigenen Ständen vertreten,
ergänzt durch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, PEFC und das Museum Lüneburg,
das die Bedeutung von Holz beim Bau der Stadt verdeutlichte.
Wir sind froh, mit einer solch engagierten Mannschaft vor Ort gewesen zu sein.
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